Montag, 05. September 2016
Abschied von Pfarrer Dr. Albrecht Philipps
Mit Steinen hatte alles begonnen. Miniatur-Ziegelsteine mit einem eingravierten Bibelvers aus den Keramikwerkstätten Bethel waren es, die Pfarrer Dr. Albrecht Philipps zu seiner feierlichen Amtseinführung vor zwölf Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde Ochtrup-Metelen an alle Gottesdienstbesucher verteilte – und die er später bei Hausbesuchen auf vielen Kommoden oder Kaminsimsen wieder entdeckte.
Die gleichen kleinen, aber symbolschweren Steine verteilte er am vergangenen Samstag anlässlich seiner Verabschiedung, diesmal nur mit einem anderen Datum und einem anderen Bibelvers versehen: „Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei Dir, Herr.“ – „Sie sollen miteinander ein Rondo bilden“, so der Pfarrer in seiner sehr persönlichen und bewegenden Abschiedspredigt.
Steine am Anfang und am Ende – doch in seiner zwölfjährigen Dienstzeit seien ihm praktisch keine Steine in den Weg gelegt worden, meinte Philipps. Im Gegenteil: „Das Glück meines Dienstes waren die Menschen, denen ich begegnen durfte und die mir zum Segen wurden. Und das seid ihr. Die Gemeinde in Ochtrup und Metelen wird ein Teil meiner dankbaren Erinnerung bleiben.“ So gehe er durchaus mit Wehmut. Dennoch: „Es gehört zu einem guten Dienst, ihn dann und wann abgeben zu können und etwas Neues anzunehmen.“
Meilensteine waren es, die Philipps während der zwölf Dienstjahre – in den letzten fünf gemeinsam mit seiner Frau Imke – setzte. Daran erinnerten auch Superintendent Joachim Anicker, Presbyter Dr. Hans-Dieter Finke, Kaplan Bernd Haane von Sankt Lambertus und Bürgermeister Kai Hutzenlaub in ihren Grußworten an den scheidenden Pfarrer, der jetzt eine neue Stelle als Oberkirchenrat bei der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Hannover angetreten hat.
Steine, die Philipps gemeinsam mit der engagierten Ochtruper Gemeinde im buchstäblichen Sinne aufeinander setzte, waren zum Beispiel die Erneuerung der Evangelischen Kirche, die Errichtung des Jona-Kindergartens an der Stelle des alten, marode gewordenen Pfarrhauses und schließlich – noch in diesem Jahr – der Neubau des Gemeindehauses. „Dazu waren in der Tat mutige und zukunftsorientierte Entscheidungen nötig“, meinte Superintendent Anicker. Mut umzubauen, hinderliche Mauern und Wände abzureißen, neue Räume zu entwerfen und zu bewohnen, das kennzeichnet den Weg, den die Gemeindeleitung mit dem Pfarrerehepaar Philipps eingeschlagen hat. Pfarrerin Imke Philipps wird diesen Weg von nun an mit der Unterstützung durch eine Viertelstelle von Pfarrerin Heike Bergmann weitergehen.
Doch so wichtig und gelungen die Bauprojekte der vergangenen Jahre auch waren: Entscheidend sei doch das Leben, das sich im Inneren abspiele, so der Superintendent. „Kirche ist ein Haus der lebendigen Steine. Das bedeutet: Es geht um die Menschen.“ Viele verschiedene Menschen in die Gemeindearbeit einzubeziehen und sich zugleich zur Stadt hin zu öffnen, das sei ein wichtiger Auftrag der Kirche, für den Philipps sich in seinem Dienst in besonderer Weise eingesetzt habe. Anicker erinnerte dabei unter anderem an die Flüchtlingsarbeit und sein Engagement für die Ochtruper Tafel. Auf dem Fundament Jesu Christi werde die Gemeinde vor Ort und der ganzen Christenheit so zur Gemeinschaft der „lebendigen Steine.“
Lebendig und vielgestaltig umrahmte auch die Musik den Festgottesdienst am Samstagnachmittag mit dem Christlichen Posaunenchor, dem Chor „fEinklang“ unter der Leitung von Sabine Klups-Baller sowie den beiden Organisten Bernd Nagel und Kreiskantor Dr. Tamás Szöcs.
Zum persönlichen Abschiednehmen und Austausch blieben die zahlreichen Festgäste noch lange beieinander und füllten das Ochtruper Gemeindehaus mit dem Leben, für das es Stein auf Stein errichtet wurde.
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