Freitag, 02. Oktober 2015
Bezirksverbandsfest der Frauenhilfe in Ochtrup
Was haben sie gemeinsam, die englische Queen, unsere Urgroßmütter nach der Eheschließung, die Ordensschwester und Angela Merkel bei der Papst-Audienz? Richtig: Sie alle tragen eine Kopfbedeckung. Was sich aber heutzutage nur noch in bestimmten Situationen oder Rollen geziemt, das war bis in das letzte Jahrhundert hinein in allen gesellschaftlichen Kreisen selbstverständlich. „Ist er ein Geschöpf Gottes, so verdient sein Kopf, einen Hut zu tragen.“ Mit diesem Shakespeare-Zitat eröffnete Vorsitzende Gisela Rohrschneider das Bezirksverbandsfest der Evangelischen Frauenhilfe unter dem Motto „Seid behütet“ am vergangenen Mittwoch in Happen´s Hof. Über hundert Frauen aus zahlreichen Gemeinden im Kreis Steinfurt waren zusammen – sozusagen „unter einen Hut“- gekommen, um miteinander Andacht zu halten, zu feiern und sich auszutauschen.
Von der hohen Bedeutung der Kopfbedeckung in den vergangenen Jahrhunderten konnten die Ochtruper Gastgeberinnen nicht nur viel erzählen. Sie konnten die durch die Jahrzehnte hindurch wechselnde Hutmode auch anschaulich präsentieren – nicht zuletzt dank der Unikate, die der Ochtruper Leineweberverein ihnen für ihre „Modenschau“ zur Verfügung gestellt hatte. „Diese Stoffe sind alle original in der Firma Laurenz angefertigt und in früheren Zeiten von Ochtruperinnen getragen worden“, erklärte Vereinsvorsitzende Agnes Bode zu den kunstvoll verzierten, edlen Trachten des 19. Jahrhunderts. Von der züchtigen Gottesdiensthaube über die Kapotte bis hin zum lässigen Ausgeh-Strohhut boten die Mitglieder der Ochtruper Frauenhilfe ihren Gästen einen eindrucksvollen Rundgang durch in die Kulturgeschichte des Hutes. „Waren die Frauen erst einmal buchstäblich unter die Haube gekommen, dann gehörte es sich nicht mehr, unbedeckt in die Öffentlichkeit zu gehen“, sagte die kreiskirchliche Frauenreferentin Heike Bergmann in ihrer Andacht. „Aber Frauen sind erfinderisch. Und so wurde aus dem Symbol der schicklichen Verhüllung ein Spiel mit Farben, Formen und Stoffen.“ Von diesem Spiel gaben die Frauen auf dem Bezirksverbandfest an diesem Nachmittag ein fantasievolles Zeugnis. Die „Krönung“ der Spielerei mit Farben und Formen war zweifellos ein Sketch der Burgsteinfurter Frauenhilfe mit den skurrilsten Kopfbedeckungen aller Art, die vom Kaffewärmer bis zum Lampenschirm reichten und sich beim Publikum viele Lacher einholten. Die Gäste dankten für den kurzweiligen Nachmittag mit einer Spende am Ausgang, die der Bezirksverband für die Flüchtlingshilfe des Ochtruper Vereins „Miteinander“ bestimmt hatte und insgesamt 400 Euro einbrachte. Hut ab!