Samstag, 11. Oktober 2014 Schlagwörter: Pfarrer
Pfarrer Albrecht Philipps wurde zum Dr. promoviert
„Diaspora im Münsterland“, so lautet der Titel der Dissertationsschrift, mit der Albrecht Philipps am 11. Oktober 2014 zum Dr. theol. an der Westfälischen-Wilhelms Universität in Münster promoviert worden ist. In den letzten drei Jahren hat er sich intensiv mit dem Thema Gemeindegründungen im 19. Jahrhundert beschäftigt und dazu in Archiven in Gronau, Ochtrup, Burgsteinfurt, Münster, Bielefeld und Berlin geforscht.
Entstanden ist ein Buch, das die Entwicklungsgeschichte des Protestantismus im Münsterland nachzeichnet. Das Buch wird zum Jahresende im Lutherverlag in Bielefeld als 43. Band der Reihe Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte erscheinen.
Hält man sich vor Augen, dass das Münsterland bis 1815 Teil des Fürstbistums Münster war, in dem der Bischof von Münster zugleich das weltliche Oberhaupt war – heute ist das die Ministerpräsidentin in Düsseldorf –, wird deutlich, wie tief die katholische Prägung der Bevölkerung war. Erst als das ehemalige Fürstbistum zum Beginn des 19. Jahrhunderts säkularisiert wurde und die preußische Provinz Westfalen entstand, kamen Zollbeamte, Amtmänner und Landräte ins Münsterland, die evangelisch waren. Später folgten ihnen evangelische Textilarbeiter. Kleine evangelische Kirchengemeinde entstanden. Der oft wenig ansehnliche Diasporaprotestantismus brachte eine eigene Art des Gemeindelebens hervor. Die aus verschiedenen deutschsprachigen und niederländischen Gegenden und Frömmigkeitsrichtungen zusammengekommenen Gemeindeglieder verband eigentlich nur eins: man war nicht katholisch. An vielen Stellen kam es zu heute kaum noch vorstellbaren Konflikten mit der römisch-katholischen Kirche, wenn es etwa um Schulgründungen ging, die weitgehend in der Hand der Kirchen lagen, oder um die gemeinsame Nutzung von Friedhöfen. Froh und dankbar war man in diesen kleinen Gemeinden, wenn ein Bethaus oder sogar eine kleine Kirche errichtet werden konnte und ein Pfarrer die Arbeit übernahm. Geld gab es von vielen anderen evangelischen Gemeinden über den Gustav-Adolf-Verein. Nach 1945 wuchs der Diasporaprotestantismus erheblich durch den Zuzug von Ostvertriebenen.
Das Buch schließt eine Lücke in der Westfälischen Kirchengeschichtsschreibung und Landeskunde. Es beschreibt exemplarisch, wie sich aus einem nahezu konfessionell einheitlichen Gebiet eine plurale Gesellschaft entwickelte, die nicht zuletzt eine Voraussetzung unserer modernen Gesellschaft darstellt.