Dienstag, 18. Februar 2014

Hospizverein-Vortrag: „Traumatische Belastungen der Kriegszeit heilbar“

Prof. Dr. med Gereon Heuft aus Münster referierte am Donnerstag den 13.02. in der Villa Winkel  über „Kriegstraumata. Die schweren Belastungen im Zweiten Weltkrieg“. Heuft leitet die Klinik für Psychosomatik und eine angeschlossene Traumaambulanz an der Uniklinik  Münster. Eingeladen hatten die VHS und der Hospizverein Ochtrup. Rund 50 Personen waren der Einladung gefolgt, eine bunte Mischung aus Zeitzeugen, pflegenden Angehörigen, Pflegekräften, Sozialarbeitern, Psychologen und Medizinern.

Als Trauma bezeichnete Prof. Dr. Heuft „ein als lebensbedrohlich und hilflos erfahrenes Ereignis“ Als Beispiele nannte er Tiefflieger, Bombenangriffe, Flucht, Vertreibung, Vergewaltigungen, die die Kinder des Zweiten Weltkriegs miterleben mußten. Insgesamt waren ca. 20 Millionen Kinder und Jugendliche der Jahrgänge von 1925 bis 1944 betroffen.

Nach dem Kriegsende wurden diese Erfahrungen verdrängt und verschwiegen. Häufig, so der Referent, hätten die Betroffenen über 50 Jahre ihres Erwachsenenlebens darüber geschwiegen. „Auslöser für eine Trauma-Reaktivierung im höheren Alter“, so der Referent, „können die vermehrte Zeit nach der Verrentung, der Wunsch letztmalig von den Erlebnissen zu erzählen und die Erfahrung von Krankheit und Hilflosigkeit im Alter sein.

Den Hausärzten begegnen dann Hochaltrige mit körperlichen Beschwerden, für die sich keine organische Ursache finden lassen. Pflegekräfte bietet sich das Bild von Demenzkranken, die körperliche Berühungen vehement ablehnen. Pflegende Angehörige erleben Ängste und Depressionen ihrer Elterngeneration.

Als Therapieschritte benannte Prof. Dr. Heuft die Untersuchung und Behebung körperlicher Symtome, die psychische Stärkung der Patienten durch Phantasiearbeit, Selbststärkung, Hobbys und Kontakte. Daran schliesst sich erst die eigentliche Traumavearbeitung an. Abgeschlossen sei die Therapie, so erfuhren die Besucher, „wenn der Patient
die furchtbaren wie glücklichen Momente seines Lebens annehmen und integrieren kann.“

— Dieter Lange-Lagemann
Hospizkoordinator
Hospizverein Ochtrup