Evangelische Kirche Ochtrup
Geschichtliches
Die evangelische Kirchengemeinde in Ochtrup ist eng verflochten mit der Textilindustrie in dieser Gegend. Bei der Gründung der Textilfirma Laurenz im Jahre 1854 konnte die ansässige katholische Bevölkerung nicht genügend Arbeitskräfte stellen. Die ersten „Evangelischen“ kamen aus allen Teilen Deutschlands und aus Holland nach Ochtrup, um in der aufblühenden Textilindustrie zu arbeiten. Kirchlich versorgt wurden sie von der evangelisch-reformierten Gemeinde in Gronau. Die Pfarrer von Gronau, vor allem Pfarrer Vahrenkamp, Engelmann und Döhrmann, kamen regelmäßig nach Ochtrup, um hier Gottesdienste abzuhalten – zuerst in einem Privathaus, dann in einer Gastwirtschaft und vorübergehend auch im Wartesaal des Bahnhofs. 1891 wurde das erste Gemeindehaus an der Bahnhofstraße gebaut. Am 1. April 1895 erhielt die evangelische Kirchengemeinde Ochtrup durch Verfügung des königlichen Konsistoriums in Münster die pfarramtliche Selbstständigkeit. Sichtbares Zeichen waren das Pfarrhaus von 1907 und die Kirche von 1911.
Sie wurde im Stil einer reformierten Predigtkirche erbaut, in der die Kanzel im Mittelpunkt steht. Infolge der wirtschaftlichen Krise in den 20er und 30er Jahren des 20.Jh. schmolz die Zahl der Evangelischen von etwa 400 auf 200 zusammen. Darum wurde die Pfarrstelle 1928 wieder nach Gronau verlegt. Nach Ochtrup wurde ein ständiger Hilfsprediger entsandt. Der Turm konnte im Jahr 1934 vor das Kirchenschiff gesetzt werden.1946 wuchs die Gemeinde durch die Vertriebenen – vor allem aus Schlesien – in kurzer Zeit auf gut 2.500 Seelen. Die Gemeinde wurde wieder selbstständig. Die Kirche wurde 1954 um das Seitenschiff erweitert.
1971 wurden Metelen und Ochtrup pfarramtlich verbunden.Die Orgel wurde 1993 durch die Firma Mönch gebaut. Umfangreiche Erneuerungen erfolgten in den weiteren Jahren: Die Kirche erhielt neue Glocken, einen Sandsteinfußboden und eine neue Heizung. Heute gehören rund 2.900 Gemeindeglieder zur evangelischen Kirchengemeinde Ochtrup und Metelen.
Renovierung der Kirche 2006
Die Kirche wurde von innen und außen komplett renoviert. Maßgebend dabei waren Überlegungen des Presbyteriums und des Bauausschusses, den Charakter der Kirche zu erhalten und zugleich eine künstlerische Gestaltung des Gottesdienstraumes vorzunehmen.
Der Innenraum wurde von dem Künstler Tobias Kammerer aus Rottweil gestaltet. Er hat schon vielen Kirchen in Deutschland und im Ausland seine Handschrift gegeben.
Ausmalung
Die braunen und grünen Farbachsen werden nach oben heller, sodass der Eindruck von Leichtigkeit entsteht.
Der rot-orange Bogen vor dem Chorraum soll als Kunstwerk zunächst keinen eindeutigen Hinweis geben:
- Er könnte auf das Abendmahl hinweisen und das einmalige Opfer Jesu am Kreuz. Dadurch wird auch eine Verbindung zum Fenster im Chorraum hergestellt.
- Er könnte auf den brennenden Dornbusch hinweisen, in dem Gott sich Mose offenbart (2. Mose 3).
- Er könnte auf den Heiligen Geist hinweisen, der in der Taufe verliehen wird und in der Predigt die Menschen ergreift. Rot (Feuer) ist die Farbe des Heiligen Geistes. Der Bogen verbindet Taufbecken und Kanzel miteinander.
- Er könnte auf das Blut der Märtyrer der Kirche hinweisen, das zum Samen der Kirche wurde („sanguis martyrum est semen ecclesiae“ Kirchenvater Tertullian, 2. Jh. n.Chr.).
- Er könnte schlicht als ein Farbelement den Raum der Kirche beleben.
- …
Die Fenster
Die alten Kirchenfenster aus einer Glaserei in Naumburg wurden über die Jahrzehnte erhalten. Es sind noch immer die ursprünglichen Fenster der Kirche. Im Chorraum ist das Lamm zu sehen, das auf dem Buch mit den sieben Siegeln liegt.
Dargestellt ist hier ein Abschnitt aus dem Buch der Offenbarung des Johannes im 5. Kapitel: Das Lamm Gottes, Christus, hat mit seinem Blut die Menschen erlöst. Es kann das geheimnisvolle Buch mit den sieben Siegeln öffnen. Das Lamm mit der Siegesfahne ist auch im Siegel der Stadt Ochtrup abgebildet. Verschiedene Motive schmücken die Seitenfenster.
Die Kirchenfenster wurden von der Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. katalogisiert.
Die Kronleuchter
Sie stammen aus der Zeit nach 1945 und wurden im Zusammenhang der Renovierung von Gemeindegliedern liebevoll und mit viel Geduld gereinigt und überarbeitet. Die evangelische Kirche in Ochtrup ist seit nun fast 100 Jahren Raum der gottesdienstlichen Versammlung der Gemeinde, um die frohe Botschaft von Jesus Christus zu hören und darauf zu antworten mit Lied und Gebet. Gerne öffnet die Kirchengemeinde die Türen der Kirche auch für Sie, lieber Besucher, liebe Besucherin, um Ihnen einen Ort der Stille und der Besinnung anzubieten.
In unserer schnelllebigen Zeit voller Unruhe möchte diese Kirche so etwas sein wie eine Insel der Ruhe, ein geschützter Raum, der Gelegenheit gibt, mit Gott ins Gespräch zu kommen und den eigenen Gedanken nachzusinnen.
Wir freuen uns über Ihren Besuch und wünschen Ihnen Gottes Segen.